Freitag, 11. November 2011

„Welcher Gott ist der Richtige?“

Aus menschlicher Perspektive sieht die Religionslandschaft unserer Zeit nicht weniger oder mehr bunt gescheckt aus, als zu Zeiten Christi, der Römer, der Griechen, der Meder & Perser, oder der Babylonier.  

Die Fragen, die sich angesichts der Vielfalt der Religionen auf diesem Planeten – und nicht zuletzt angesichts der Vielfalt der Parteiungen in der Christlichen Kirche stellen lauten: „Wer hat denn nun eigentlich Recht?“ und vor allem „Warum?“. „Wer darf in Gottes Namen sprechen?“ Oder, um es mit fremden Worten zu sagen, die mir sehr gut gefallen haben: „Der [christliche] Glaube [erscheint dem außen stehenden Betrachter] nicht als klare Richtschnur sondern als vielfach fraktionierte Transzendenz mit einer teilweise gemeinsamen Symbolik.“

Diese bunte Landschaft möchte ich der Einfachheit halber in zwei Gruppen einteilen:

1) Die Christen in all ihren Fraktionen
2) Weitere Religionen: Judentum, Christentum und den Islam sowie alle andere [Welt-]Religionen: Taoismus, Hinduismus, Buddhismus, Animismus u.v.m.


Christliche Fraktionen: Wenn es um die unterschiedlichen ‚Lager‘ im christlichen Glauben geht, so sind dies nach Ablauf von nahezu 2.000 Jahren kirchlicher Geschichte samt ihren Schismen, Erweckungen und Reformationen im Wesentlichen: die Orthodoxe Kirche – koptische, russische, griechische, syrische, etc. pp. + etliche autonome Partriachate, die Katholische Kirche – d.s. die ‚Katholiken‘ samt ‚Altkatholiken‘, sowie die mazedonisch-katholische, koptisch-katholische Kirche, u.v.a.m. sowie die Evangelischen Kirchen – d.s. die landeskirchlichen Kirchen: reformierte, calvinistische, protestantische, lutherische, etc. und freikirchlichen Kirchen: baptistische, evangelisch freikirchliche, freikirchlich evangelische, brüdergemeindliche, mennonitische, methodistische, charismatische, oder pfingstlerische, etc. pp.

 Alle diese Kirchen haben eines gemeinsam: Das auf der Bibel basierende Glaubensbekenntnis, d.h. dass sie daran glauben, dass Gott die Welt gemacht hat, die Er in Christus als Gott in Menschengestalt besucht und erlöst hat, dass dieser Christus von den Toten auferstanden ist und einmal alle Menschen richten wird, an den Heiligen Geist (und damit letztlich an die Trinität), die Vergebung der Sünden, die Gemeinschaft der Gläubigen und das ewige Leben, etc. Der Wortlaut (des apostolischen Glaubensbekenntnisses) ist:

Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.

Zusammen gefasst bedeutet das, dass alle Christen weltweit daran glauben, dass Gottes ihnen auf Basis des Opfers Christi am Kreuz, dem Mensch gewordenen Gott, Ihre Schuld vergibt – weil Er sich freiwillig für sie geopfert hat, weil er ihre Sünden stellvertretend für sie getragen hat – und dass Er dies von Herzen gerne tat, weil Er uns unabänderlich liebt.

Damit haben alle christlichen Kirchen der Welt weitaus mehr gemeinsam, als das, was sie trennt: nämlich das Zentrale, das Evangelium, die Grundlage unserer Erlösung – auch wenn sie sich in einigen nicht wirklich heilsnotwendigen Fragen unterscheiden, wie z.B. der Anzahl der Sakramente, der Zulassung zum Abendmahl, der Sicht zur Kindertaufe, etc.

Leider ist es jedoch in der Kirchengeschichte – und das ist mehr als nur zu bedauern – immer wieder vorgekommen, dass es unter Christen gegenseitige Ausgrenzungen, oder sogar Streit gab. Das findet sich in den Schismen der Frühkirche (Konzil zu Chalcedon, etc.), der Ausgrenzung evangelischer Christen vom katholischen/orthodoxen Abendmahl, dem Streit zwischen den katholischen und evangelischen Christen in Irland u.v.a.m.

Wenn es allerdings, wie eingangs beschrieben, um die Frage geht, welcher Gott der richtige sei, also um sogenannte „unbedingt heilsnotwendige Fragen“ dann sind sich alle Christen einig: Gott ist der Drei-Eine, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist, der die Welt erschaffen und uns durch das Opfer Jesu Christi am Kreuz erlöst hat, der uns in diesem Leben umgestaltet in sein Bild (Heiligung) und der mit einem Himmel auf uns wartet von dem es heißt: „Jede Träne wird er von ihren Augen wischen. Es wird keinen Tod mehr geben und auch keine Traurigkeit, keine Klage, keinen Schmerz. Was früher war, ist für immer vorbei. "Seht, ich mache alles ganz neu!", sagte der, der auf dem Thron saß, und wandte sich dann zu mir: "Schreib diese Worte auf! Sie sind wahr und zuverlässig."“ (Offenbarung 21:4+5)

Als Grundlage zur Beantwortung der Frage nach dem Heil sollte also die Heilige Schrift als Grundlage des Glaubens herangezogen werden, nicht das z.T. falsche, davon abweichende Handeln der Gläubigen. Denn die Basis des Glaubens besteht allein im geoffenbarten Wort Gottes und nicht in der Kongruenz des Verhaltens der daran Gläubigen dazu. Kurz: Zwar sind auch Christen „nur Menschen“, was allerdings deren Fehlverhalten nicht im Geringsten entschuldigt. Was die Glaubwürdigkeit der Schrift jedoch angeht, so macht das Verhalten der Christen genausowenig einen Unterschied, wie das Überfahren einer roten Ampel die Straßenverkehrsordnung nichtig macht.

Weitere Religionen: Judentum, Christentum und den Islam sowie alle andere [Welt-]Religionen: Taoismus, Hinduismus, Buddhismus, Animismus u.v.m.

Nachdem sich alle christlichen Fraktionen in den heilsentscheidenden Fragen um die Person und das Werk Gottes, von einigen Differenzen abgesehen, relativ einig sind, muss also die Frage gestellt werden, wie sich denn nun der Alleinigkeitsanspruch des Christentums gegenüber den anderen Religionen, insbesondere gegenüber dem Judentum und dem Islam rechtfertigt.

Dazu möchte ich vorausschicken, dass alle menschliche Erkenntnis begrenzt, relativ und fehlerhaft ist und somit – auf sich allein gestellt! – auch nur begrenztes, relatives und fehlerhaftes Wissen produzieren kann. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, muss es jedem modernen, durch die Aufklärung naturalistisch, existentialistisch und relativistisch geprägten Menschen der Postmoderne zwangsläufig so erscheinen, als sei die Frage unmöglich und vor allem unmöglich in absoluter Weise zu beantworten.

 Und aus der Perspektive des Menschen aus ist sie es auch nicht. Der Relativismus unserer Erkenntnis, der sich notwendigerweise aus der Beschränktheit unseres Seins, Denkens und Erkennens ergibt, kann nicht „von innerhalb des Systems“ aufgehoben werden. Das wäre in der Tat anmaßend und arrogant, wie es vielen Christen auch heute noch zu Unrecht vorgeworfen wird (s.u.).

 Wenn überhaupt dann kann der Relativismus der Erkenntnis allein von „außerhalb des Systems“ überwunden werden, indem Gott das tut, was dem Menschen unmöglich ist: Die Brücke zwischen Transzendenz und Immanenz zu überschreiten. Ob ein solches Ereignis jemals stattgefunden hat, lässt sich jedoch rein prinzipiell historisch-faktisch überprüfen. Entweder es gibt glaubwürdige Belege dafür, dass ein Gott diese Welt besucht hat, oder nicht.

 Und es war Christus, der die Frage "Dann bist du also der Sohn Gottes?" (Lukas 22:70) nicht nur mit einem simplen „Ja“ beantwortete, sondern mit dem im griechischen Text überlieferten Ausspruch „ego eimi“ (s. ebd.), also mit der gleichen Antwort, die Mose bekam, als er den allmächtigen Gott fragte, wen er denn als Auftraggeber für die Mission, die Israeliten aus Ägypten zu befreien, benennen sollte. Die göttliche Antwort lautete auch hier: „ego eimi“, d.h. sinngemäß: „ich bin der [ewig] Seiende“. Dieser Ewigkeitsanspruch findet sich übrigens auch in anderen, konkreteren Aussagen Jesu, wie z.B. „Ja, ich versichere euch", sagte Jesus, "ich war schon da, bevor Abraham überhaupt geboren wurde."“ (Johannes 8:58).

Dieser Jesus beansprucht also für sich, der ewige Gott selber in menschlicher Gestalt zu sein. Und dieser Jesus ist es (und nicht die christliche Kirche, die diesen Anspruch lediglich zitiert), der zudem auch noch einen Exklusiv-Anspruch auf die Erlösung erhob, in dem er sagte: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als durch mich.“ (Johannes 14:6). Diese beiden Dinge sind - auch in Anbetracht aller anderen Weltreligionen - einmalig und singulär.

Damit bleiben 2 Dinge zu klären:

1) Hat Christus diese Dinge wirklich gesagt, d.h. ist die Überlieferung glaubwürdig?
2) Kann Christus seinem eigenen Anspruch genügen, d.h. ist Christus glaubwürdig?

Um die erste Frage zu klären, ist ein Vergleich mit bekannten Schriften der Antike, allen voran der „Ilias“ des Homer und dem „De bello gallico“ des Cäsar nicht nur interessant, sondern vor allem aufschlussreich (siehe http://wahrheit-suchen.blogspot.com/2011/11/wunsch-und-wirklichkeit.html).

Dabei fällt folgendes ins Auge: Die „Ilias“ beherbergt 764 fragliche Zeilen von insgesamt ~15.600, was einer „Fraglichkeit“ von 4,9%, bzw. einer Textgenauigkeit von 95,1% entspricht. Damit ist sie das am zweitbesten rekonstruierbare Dokument der Antike. Das Neue Testament enthält dem gegenüber ~20.000 Textzeilen. Allein 40 davon sind „fraglich“, entsprechend einer Ratio von 0,2% oder einer Textgenauigkeit von 99,8%. Damit ist das NT das am besten überlieferte Schriftstück der Antike.

Beim Vergleich der Anzahl erhaltener Abschriften dieser antiken Dokumente fällt weiter ins Auge: Von der „Ilias“ sind 643 Abschriften erhalten, von Cäsar’s „De bello gallico“ 10 und vom Neuen Testament 5.500 bis 5.600 überlieferten Handschriften und insgesamt 24.970 Manuskripte. Damit ist das NT nicht nur das am genauesten überlieferte, sondern auch das am besten „bezeugte“ Schriftstück der Antike.

Vergleicht man weiter die Zeitspanne zwischen der Abfassung der Dokumente und ihrer ältesten Abschrift, so fällt ins Auge, dass hier bei der „Ilias“ ganze 400 Jahre dazwischen liegen. Beim NT sind es 40 Jahre, also eine 10x kürzere Zeitspanne.

Das älteste Fragment des NT (genannt „P52“) wird dabei auf 130 n.Chr. datiert, wobei die Verfassung des Originals Johannesevangeliums an das traditionell akzeptierte Datum 90 n. Chr. herankommt, also ca. 57 Jahre nach Christi Tod und Auferstehung und damit noch zu Lebzeiten der Augenzeugen verfasst wurde.

Neuere Forschungen ergeben als früheste überlieferte Handschrift, den Papyrus "Magdalen GR 17", der auf die Zeit um 65 n. Chr. datiert wird, also 36 Jahre nach Christi Tod* (29 n.Chr.) und damit ebenfalls zu Lebzeiten der Augenzeugen. (http://www.gutenachrichten.org/ARTIKEL/gn99so_art3.htm). Der Apostel Johannes starb im 101 in Ephesus (http://www.almdorfammertal.de/heiligedez.html).

Ob also "P52" oder "Magdalen GR 17": die handschriftliche Überlieferung der Bibel beginnt, entgegen der allgemeinen Annahme, bereits zu Lebzeiten der Augenzeugen.

Dazu kommt, dass die Bibel voll ist mit erfüllten Prophetien – einer für unser zeitgebundenes Denken völlig unerklärlichen Tatsache: Wie kann z.B. Jesaja ca. 800 Jahre vor Christus dessen Mission und Tod voraussehen, oder wie kann z.B. David ca. 1000 Jahre vor Christus das Kreuzesgeschehen minutiös voraussehen? Für den allwissenden Gott, der aus der Ewigkeit auf alle Zeiten sieht: Kein Problem.

Darüber hinaus ist die Glaubwürdigkeit und Genauigkeit der historischen Angaben der Schrift durch archäologische Ausgrabungen bestens bestätigt: Ob Ephesus, oder Athen, ob der Tempel der Artemis oder der Aeropag – alle sind keine Hirngespinste religiöser Fanatiker, sondern historische Städte und Bauwerke, deren Ruinen noch heute besichtigt werden können, bzw. deren Historizität außerbiblisch bestens belegt ist.

Wenn wir also glauben, dass es einen Cäsar gegeben hat, der „Veni, vidi, vici!“ ausrief und ein Verhältnis mit Cleopatra hatte, dann führt kein Weg daran vorbei, auch alle Aussagen des NT als glaubwürdig überliefert zu betrachten – ja als noch viel glaubwürdiger und genauer.

Damit bleibt allein noch zu klären, ob Christus selber glaubwürdig war. Vor allem vor dem Bildhintergrund seines Gottes- und alleinigen Erlösungsanspruches. Dazu ist zu sagen, dass wir über den historisch überlieferten Jesus vieles behaupten könnten, eines jedoch nicht: Dass er ein unaufrichtiger Lügner und Betrüger war. Seine gesamte Biographie (und Lukas war der wohl anerkannt genaueste Historiker seiner Zeit!) zeigt mit jeder Zeile, dass er aufrichtig, gut, ehrlich und liebevoll war.

Was aber machen wir dann mit seinem Gottes- und Erlösungsanspruch? Was könnte zeigen, dass er wirklich nicht nur ein Mensch war, sondern Gott in menschlicher Gestalt? Das NT ist voll von Belegen für seine Wundertätigkeit, die ich keinem „normalen“ Menschen abnehmen würde – die ich bei einem Gott jedoch unbedingt erwarten würde!

Vor allem aber beschreibt das NT die Auferstehung Christi von den Toten – einem Ereignis, für dessen Historizität seine Jünger alle ihr Leben ließen. Wieso hat es Paulus gewagt, noch zu Lebzeiten der Augenzeugen, die nachprüfbare Aussage zu machen: „Danach erschien er mehr als 500 Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch am Leben sind; nur einige sind entschlafen.“? (1. Korinther 15:6)?


Zusammenfassung: Wer das NT und seine Entstehung wirklich studiert, anstatt die ‚urban legends‘ unserer Zeit ungeprüft zu übernehmen, wer sich den historischen, archäologischen und logischen Fakten nicht verschließt, der kommt nicht umhin, das NT und damit die Aussagen Christi als das wahrzunehmen was sie sind: Gottes transzendente Worte in unsere immanente Welt.

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