Sonntag, 17. Juni 2012

Die Deutung des Gleichnisses vom Unkraut (Matthäus 13:36-43)

Text

36 Da ließ Jesus das Volk gehen und kam heim. Und seine Jünger traten zu ihm und sprachen: Deute uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker. 37 Er antwortete und sprach zu ihnen: Der Menschensohn ist's, der den guten Samen sät. 38 Der Acker ist die Welt. Der gute Same sind die Kinder des Reichs. Das Unkraut sind die Kinder des Bösen. 39 Der Feind, der es sät, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt. Die Schnitter sind die Engel. 40 Wie man nun das Unkraut ausjätet und mit Feuer verbrennt, so wird's auch am Ende der Welt gehen. 41 Der Menschensohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alles, was zum Abfall verführt, und die da Unrecht tun, 42 und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein. 43 Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich. Wer Ohren hat, der höre!


Kommentar

36a Nach einem wohl anstrengenden Tag entlässt Jesus das Volk. Er ist souverän und Er allein definiert, wann Er spricht und wann Er schweigt. Jesus führt das Volk, Er wird nicht geführt und lässt sich nicht führen, denn Er ist der Mensch gewordene Gott.

36b Wir haben die Gleichnisse Jesu vielleicht schon so oft gehört oder gelesen, dass uns das Unverständnis der Jünger fremd ist, ja beinahe begriffsstutzig vorkommt. Die Jünger jedoch waren die ersten Menschen in der Geschichte, die dieses Gleichnis hörten. Für sie war zwar sicher verständlich, dass die Erzählung, rein von der ackerbaulichen Perspektive betrachtet, vollkommen Sinn machte: Der Weizen sollte geschont werden, indem sicher gestellt wurde, dass am Ende nur das deutlich erkennbare Unkraut vernichtet wurde. Doch worauf Jesus mit diesem Bild hinaus wollte, das war ihnen allen völlig verborgen. Und so bitten sie Ihn um eine Erklärung.

Und obwohl Er sicher müde war von einem Tag an dem er sich mit dem Stolz und der Bosheit der Pharisäer auseinandersetzen musste und den Rest des Tages gelehrt hatte - und wer schon einmal einen Tag am Stück referiert hat weiß, von welcher Erschöpfung hier die Rede ist - nimmt Jesus sich die Zeit, seinen Jüngern zu dienen und Ihnen alles zu erklären, worum sie ihn bitten.

37-39 Jesus leitet daraufhin seine Auslegung mit einer Übersicht über die Bedeutung der Bilder im Gleichnis und deren Abbildung auf reale Subjekte und Objekte ein und definiert so, was was und wer wer ist. Dies tut er so effizient, dass ein Kommentar an dieser Stelle nur noch eine Wiederholung des von Jesus Gesagten sein könnte; daher kann auf eine Auslegung der Verse 37-39 an dieser Stelle getrost verzichtet werden.

40 Dann schlägt er, mit einem "so, wie..." die Brücke zwischen Bild und Realität. Dabei setzt Er den Fokus gezielt auf die Objekte und Handlungen, die für im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit stehen sollen, weil sie das Motiv für das Gleichnis bilden: Das Unkraut, das Feuer und das Ende der Welt.

41-42 Jetzt erst beginnt Jesus mit der Erläuterung der Handlungen der Subjekte und Objekte und macht somit die Botschaft des Gleichnisses verständlich: Am Ende der Welt wird ein schreckliches Gericht über all diejenigen herein brechen, die zwar am Anfang so aussehen mögen, wie echte junge Kinder Gottes, deren Verhalten und Taten jedoch, je länger, je mehr, deutlich macht, wer sie wirklich sind: sie brechen Gottes Gebote indem sie Unrecht verüben und Menschen, wie die Pharisäer es taten, vom Glauben abhalten an die Gnade, Barmherzigkeit und Liebe Gottes und Seine Erlösung allein aus Gnaden und ohne Werke. Diese Heuchler werden mit unwiderstehlicher Gewalt von den Engeln Gottes an einen Ort der Qual verbannt werden, an dem diese Menschen ihre gerechte Strafe empfangen, die so schmerzhaft ist, dass sie jammern und wehklagen werden. Das Schlimmste aber wird sein, dass sie sehen werden, was sie in ihrem Stolz ausgeschlagen haben: sie werden die Herrlichkeit und die Glückseligkeit der Gerechtfertigten sehen können (vgl. Lk 13,28), die demütig ihre Schuld bekannten und von Gott begnadigt und verherrlicht wurden. Das wird sie vollends zerknirschen.

43a Obwohl das Bild des Gleichnisses mit dem Gericht endet und die Auslegung somit eigentlich zu ende ist, fügt Jesus noch zwei weitere Sätze an. Zum Ersten: Das Gericht Gottes ist zwar das Zentrum dieses Gleichnisses, aber es ist nicht Gottes letztes Wort. Gottes letztes Wort ist das Evangelium, die gute Nachricht von Seiner Gnade und Barmherzigkeit und davon, was das Ende der Schöpfung sein wird: Menschen, die Ihm gleich sind, wie Er es zu Beginn der Schöpfung geplant hatte (1Mo 1,26) und die, wie Er, strahlen, wie die Sonne (Apg 26,13, Offb 1,14) - zu Seiner Ehre (Jes 43,7).

43b Jesus beendet diesen Tag mit einer einzigen Aufforderung: Alle, aber auch wirklich *alles* was Er gesagt und gelehrt hat, ist ernst zu nehmen, es ist absolut ernst zu nehmen, weil es in allem Gesagten um nicht mehr und nicht weniger geht, als unser ewiges Heil.

Dazu hat Gott uns Ohren gegeben, dass wir auf Ihn hören, wenn Er spricht. Er allein ist der allein Weise, Allwissende und Allmächtige (Joh 21,17, Hi 42,2). Er ist am Ende der Tage der Richter über unser Leben. Und von Seinem Urteil hängt aboslut alles ab. Ohne Christus: unsere ewige Verdammnis für unsere Gottlosigkeit und den sich daraus ergebenden Lebenswandel. Mit Christus: unser ewiges Glück und immerwährende Herrlichkeit. (Das Gleichnis zu dieser Auslegung findet sich hier.)

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