Sonntag, 21. Oktober 2012

Die Speisung der Fünftausend (Mt 14:13-21)

Text

13 Als das Jesus hörte, fuhr er von dort weg in einem Boot in eine einsame Gegend allein. Und als das Volk das hörte, folgte es ihm zu Fuß aus den Städten. 14 Und Jesus stieg aus und sah die große Menge; und sie jammerten ihn, und er heilte ihre Kranken. 15 Am Abend aber traten seine Jünger zu ihm und sprachen: Die Gegend ist öde, und die Nacht bricht herein; laß das Volk gehen, damit sie in die Dörfer gehen und sich zu essen kaufen. 16 Aber Jesus sprach zu ihnen: Es ist nicht nötig, daß sie fortgehen; gebt ihr ihnen zu essen. 17 Sie sprachen zu ihm: Wir haben hier nichts als fünf Brote und zwei Fische. 18 Und er sprach: Bringt sie mir her! 19 Und er ließ das Volk sich auf das Gras lagern und nahm die fünf Brote und die zwei Fische, sah auf zum Himmel, dankte und brach's und gab die Brote den Jüngern, und die Jünger gaben sie dem Volk. 20 Und sie aßen alle und wurden satt und sammelten auf, was an Brocken übrigblieb, zwölf Körbe voll. 21 Die aber gegessen hatten, waren etwa fünftausend Mann, ohne Frauen und Kinder.



Kommentar



Zusammenfassung


Bedrängt vom Blutdurst Herodes und betrübt über den Tod Seines geliebten Cousins sucht Jesus die einsame Stille zum Gebet. Aufgrund Seines Ruhmes folgen ihm Tausende aus den Städten samt ihren Frauen, Kindern und ihren Kranken in die Einöde und werden von Jesus gelehrt und geheilt. Am Ende nutzt Jesus die naive Sorge Seiner Jünger um das leibliche Wohl der Menge, um Seine Herrlichkeit zu offenbaren und uns gleichzeitig ein Bild für die Predigt von Seinem Opfer und Seiner Hingabe für die Welt zu geben, die er an uns als seine Stellvertretern delegiert und die Er allein durch Seine Macht so segnet, dass für uns alle mehr als genug bleibt.


Struktur

13-14 Der Kummer Jesu, die Not des Volkes und die Barmherzigkeit Jesu
15-17 Die Sorge der Jünger, der Befehl Christi und die Begrenzung der Jünger
18-21 Die Autorität Christi, Sein Gebet, Sein Opfer und Seine an uns delegierte Wundermacht


Inhalt

13a «Künftige Ereignisse werfen ihre Schatten voraus» mahnte der schottische Dichter Thomas Campbell in Seinem Werk „Lochiel’s Warning“. So wurde auch die Speisung der 5.000, sicher eines der zumindest quantitativ eindrücklichsten Wunder Jesu, von der Enthauptung seines geliebten Cousins, Johannes des Täufers, überschattet. Wie sehr diese Botschaft unseren geliebten Herrn Jesus geschmerzt haben muss, können wir vielleicht erahnen, wenn wir bedenken, dass Jesus und Johannes, durch Gottes Geist gewirkt, einander schon im Mutterleib voll Freude nahe waren (siehe Lk 1:44). Sicher war die Nachricht von Johannes' Tod für Jesus schmerzlich und vielleicht war sie gar eine Anfechtung des Vertrauens Seiner menschlichen Natur in die gütige Vorsehung Gottes. Doch nicht nur dies, sondern auch die Gedanken des blutrünstigen Herodes, der in Jesus den reinkarnierten Johannes sah (Mt 14:1-2) wurden Jesus bekannt. So von außen und auch innen bedrängt, will Jesus sich aus dem Herrschaftsbereich Herodes' ins Ödland zurückziehen. Und dies wohl nicht allein aufgrund der dort herrschenden Einsamkeit, sondern, Seiner guten Gewohnheit folgend, wohl auch, um in der stillen Zwiesprache des Gebetes mit Seinem VaterKraft, Hoffnung, Trost und Wegweisung zu finden. Auch seinen Jüngern will Jesus eine Ruhepause von deren aufreibendem Einsatz verschaffen (Mk 6:31) und so verlässt Er Seine bisherige Wirkungsstätte und setzt mit dem Boot in Richtung Betsaida über das galiläische Meer, den See Genezareth (Lk 9:10).

13b Doch Jesu' Popularität ist bereits so groß, dass Er kaum mehr etwas unternehmen kann, ohne dass es dem Volk sogleich bekannt wird. Und ungeachtet Jesu' Wunsch nach Stille folgt Ihm das Volk, in seiner eigenen Not begierig nach Seiner Lehre und Seinen Wundern (Mt 12:1ff): Zu Tausenden verlassen sie ihre Städte und machen sich auf den weiten Fußmarsch um den See, hin zu dem einsamen Ort zu dem sie Jesus und die Jünger haben aufbrechen sehen. Bei sich haben sie ihre Kranken und in ihren Herzen wohl den Wunsch nach Wegweisung, Heilung und Linderung ihrer Not.

14 So stark war ihr Verlangen, dass sie den längeren Weg entlang des Ufers schneller zurück legten, als das Boot auf direktem Wege über den See und schon vor dessen Ankunft eintrafen (Mk 6:33). Und so vereitelten sie den offenkundigen Wunsch Jesu, sich in die Einsamkeit zurück zu ziehen und Seinen Jüngern eine Pause zu gönnen. Doch Jesus, unseren großen Hirten (Heb 13:20), kümmert die Not Seiner Schafe (Mk 6:34) mehr als Seine eigene: auch hier stellt Er sich und Seine Bedürfnisse ganz zurück, dient dem Volk als Arzt (2Mo 15:26b, Lk 4:23) und heilt ihre Kranken. Wo wir in unserer Sündhaftigkeit und unserem Egoismus nur all zu bald von Ungeduld oder gar zum Zorn versucht sind, zeigt sich das herrliche Wesen unseres Herrn: in Seiner unvergleichlich selbstlosen Barmherzigkeit, Güte und Freundlichkeit.

15-17 Nach dem sich ein langer Tag zu seinem Ende neigt, an welchem Jesus nicht nur eine lange Predigt über Gottes Reich gehalten und viele Heilungen (Mk 6:34, Lk 9:11) gewirkt hatte, sorgen sich die Jünger um die Ernährung der Volksmenge; als hätte Er, der immer wusste, was im Menschen war (Joh 2:25), dies aus dem Blick verloren. Und so erteilen sie Christus, Ihrem Herrn, den wohlgemeinten Rat, das Volk doch in die umliegenden Gemeinden zu entlassen, damit sie sich versorgen könnten. Aber Jesus stellt Ihnen klar, dass diese sicher gut gedachte Maßnahme, aus Seiner göttlichen Sicht betrachtet, gar nicht notwendig ist. Im Gegenteil! In der aktuellen Not sieht Er eine wunderbare Möglichkeit, den Jüngern Seine Herrlichkeit zu zeigen und Ihnen so für spätere Herausforderungen den Glauben zu stärken. Und so erteilt Er Seinen Jüngern souverän Befehl, die riesige Volksmenge selbst zu versorgen und macht ihnen so auch ihre menschliche Begrenztheit bewusst. Die Jünger jedoch sind der irdischen Perspektive so verhaftet, dass sie mit ihrem Blick nur sehen, was vor Augen ist: einen Bruchteil dessen, was zur Verpflegung der 5.000 notwendig wäre; in ihren Augen ein Nichts.

18-21 Doch Jesus lässt nicht locker und befiehlt den Jüngern, dieses 'Nichts' zu IHM zu bringen; zu IHM, dessen Allmachtswort die Sterne schuf (Hi 9:9, Am 5:8, Eph 3:9, Kol 1:16). Und als Er dieses 'Nichts' in Händen hält, schaut Er zum Himmel auf und spricht die Beracha, den Segen und Lobspruch über das Brot: „Gelobt seist Du, Ewiger, unser Gott, der Du das Brot aus der Erde hervorgehen lässt!“ und bleibt auch hier, wie in allem, "unter dem Gesetz" (Gal 4:4) und gibt so Seinem Vater im Himmel, uns zum Vorbild, die Ehre. Und so, wie Er Seinen eigenen Leib für uns hat brechen lassen (Mt 26:26), so bricht Er auch hier das Brot. Und so wie Er uns aufgetragen hat, Sein Volk mit Seinem Wort zu speisen (Mt 28:20), so delegiert Er Sein Werk der Speisung an Seine Jünger, die diese dank Seiner Wundermacht gesegnete Nahrung nun an das Volk austeilen dürfen. Nur so, indem sie ihre Gaben Jesus auslieferten und Er sie segnete, war es möglich, dass am Ende nicht nur alle gesättigt wurden, sondern noch eine Fülle von Körben übrig blieb; auch dies ist ein Zeichen für die verschwenderische Güte Gottes im Evangelium, dem Wort Gottes (Joh 1:1), welches in Christus, dem Brot der Welt (Joh 6:51) zu uns gekommen ist.


Praktische Anwendung

1. In unserer inneren und äußeren Not dürfen wir in die Stille des Gebets zu Gott fliehen.
2. Wir sollen Christi Befehl folgen: Der Hunger Seines Volkes ist wichtiger als unsere eigene Unfähigkeit.
3. Unser Weniges ist in den Händen Christi, dem Schöpfer aus Nichts, mehr als genug.

[Predigt als MP3]

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Das Ende Johannes des Täufers (Mt 14:1-12)

Text

1 Zu der Zeit kam die Kunde von Jesus vor den Landesfürsten Herodes. 2 Und er sprach zu seinen Leuten: Das ist Johannes der Täufer; er ist von den Toten auferstanden, darum tut er solche Taten. 3 Denn Herodes hatte Johannes ergriffen, gefesselt und in das Gefängnis geworfen wegen der Herodias, der Frau seines Bruders Philippus. 4 Denn Johannes hatte zu ihm gesagt: Es ist nicht recht, daß du sie hast. 5 Und er hätte ihn gern getötet, fürchtete sich aber vor dem Volk; denn sie hielten ihn für einen Propheten. 6 Als aber Herodes seinen Geburtstag beging, da tanzte die Tochter der Herodias vor ihnen. Das gefiel dem Herodes gut. 7 Darum versprach er ihr mit einem Eid, er wolle ihr geben, was sie fordern würde. 8 Und wie sie zuvor von ihrer Mutter angestiftet war, sprach sie: Gib mir hier auf einer Schale das Haupt Johannes des Täufers! 9 Und der König wurde traurig; doch wegen des Eides und derer, die mit ihm zu Tisch saßen, befahl er, es ihr zu geben, 10 und schickte hin und ließ Johannes im Gefängnis enthaupten. 11 Und sein Haupt wurde hereingetragen auf einer Schale und dem Mädchen gegeben; und sie brachte es ihrer Mutter. 12 Da kamen seine Jünger und nahmen seinen Leichnam und begruben ihn; und sie kamen und verkündeten das Jesus.


Kommentar

Zusammenfassung

Dieser Text beinhaltet eines der erschreckendsten Zeugnisse menschlicher Verderbtheit im gesamten Neuen Testament und zeigt klar, wozu die sündige Natur des Menschen fähig ist, wenn sie sich nicht durch Gottes Wort in Buße Einhalt gebieten lässt: Herodes, ein Feigling, Ehebrecher, Säufer, Lüstling und Großmaul treibt sich selbst durch seine sündige Natur so sehr in die Enge, dass er, ohne Buße und Gottes Gnade, keinen anderen Ausweg mehr weiß, als zum Mörder zu werden und damit seine Ängste nur noch mehr zu schüren.

Doch dass der Größte unter den Menschen (Mt 11:11) durch die arglistige Verschwörung einer Ehebrecherin und deren zügelloser Tochter sein Leben verliert, steht der Tat des Herodes an Abscheulichkeit in nichts nach.

Tröstlich am Text bleibt allein das Zeugnis der Liebe der Jünger des Täufers und die Gewissheit, dass dem Cousin Christi selbst diese Greueltat noch zum Besten diente (Rö 8:28), denn sie beförderte ihn direkt in die ewige Gegenwart der Herrlichkeit seines geliebten Schöpfers, Erlösers und Herrn.


Struktur

Der Text gliedert sich in 4 Teile:
i) der Wahn des Herodes (Verse 1-2)
ii) der Grund für den Wahn: die Vorgeschichte (Verse 3-5)
Iii) der Grund für den Wahn: Sein Mord an Johannes (Vers 6-11)
iv) die Liebe der Jünger des Johannes (Vers 12)


Inhalt

1-2 Als Jesus nach Nazareth zog, war Johannes der Täufer bereits tot. Zu dieser Zeit hörte Herodes Antipas, Landesfürst v. Galiläa (20 v. Chr. - 39 n. Chr.), von den Wundern, den Dämonenaustreibungen und Heilungen, die Jesus vollbrachte. Herodes Antipas, ein Sohn aus vierter Ehe von Herodes dem Großen, dem Kindermörder von Bethlehem (Mt 2:16), war zu der Zeit, vermutlich wegen seines schlechten Gewissens, schon verfolgt von dem Wahn, Johannes sei von den Toten zurück gekehrt und treibe als Reinkarnation in Jesus sein Wesen.

3-5 Im folgenden erläutert uns der Evangelist Matthäus, wie es zu diesem Wahn kam: Einer der Halbbrüder des Herodes Antipas, Herodes Philippus I. (Herodes Boethos), ein Sohn aus dritter Ehe Herodes des Großen, war mit Herodias verheiratet, der Tochter des Aristobulos, einem Sohn aus zweiter Ehe Herodes des Großen. Herodes Philippus I. heiratete also seine Nichte.

Sein Halbbruder Herodes Antipas wiederum verliebte sich in Herodias, seine Nichte und Schwägerin. Herodias verließ daraufhin ihren Mann Herodes Philippus I. und Herodes Antipas verstieß seine erste Frau
Phasaelis. Dieser doppelte Ehebruch erregte den Anstoß Johannes des Täufers, der daraufhin dem Vierfürsten von Galiläa das Gesetz Gottes predigte: "Es ist nicht recht, daß du sie hast!" (2Mo 20:14).

Anstatt seine Sünde zu erkennen, zu bereuen und umzukehren, ließ Herodes Antipas jedoch Johannes festnehmen, fesseln und in den Kerker werfen. Am liebsten hätte er ihn sofort umgebracht, aber seine Charakterschwäche ließ dies nicht zu: er war ein Feigling und fürchtete die Meinung der Menschen mehr als die Wahrheit und das Gericht Gottes (vgl. Mt 10:28). Das Volk aber hielt Johannes zu Recht für einen Propheten. Und mit dem Volk wollte es sich der Tetrarch wohl auch aus politischen Gründen nicht verderben.

6-11 Als Herodes Antipas im Jahre 28 n. Chr. seinen wohl 48. Geburtstag feierte, tanzte Salome, die Tochter der Herodias, vor ihm und seinen Großen. Dieser Tanz erregte ein solches Gefallen bei Herodes, dass er sich zu dem Eid hinreißen ließ, ihr zu "geben, was sie fordern würde".

Auf welche Weise Salome wohl getanzt und in welchem Geisteszustand sich Herodes während seiner "Festlichkeiten" wohl befunden haben muss, um einen so prahlerischen und völlig gedankenlosen Eid zu schwören, dazu schrieb der "Fürst der Prediger", C.H. Spurgeon:
"Es ist kein Unrecht darin, Geburtstage zu feiern, aber es ist ein großes Unrecht in liederlichen Tänzen [...], die Böses anregen. Salome [...] vergaß ihren Rang und tanzte vor dem Hof nach der geilen Mode der Zeit, um einem wahrscheinlich betrunkenen Monarchen gefällig zu sein. Sie “gefiel dem Herodes“ [...] und wir können leicht vermuten, welche Art von Tanz ihm gefiel."
Mit dieser Reaktion hatte Herodias offensichtlich bereits gerechnet, denn sie hatte ihre Tochter bereits vor deren Auftritt dazu angestachelt, den Kopf des Täufers zu verlangen. So steht zu vermuten, dass der ganze Auftritt der Salome ein von langer Hand geplantes Komplott ihrer rachsüchtigen und hoch intriganten Mutter Herodias war, die die Prahlerei ihres betrunkenen Buhlen bereits vorausgeahnt hatte.

Dank seiner Prahlerei sitzt Herodes nun in der Falle seiner eigenen Sünde, das ist, seiner Menschenfurcht. Er hatte Johannes bei seiner Festnahme nur am Leben gelassen, weil er die Stimme des Volkes fürchtete. Und nun fürchtete er, sein Gesicht vor seinen Großen zu verlieren. Allein darum ist er traurig: nicht, weil ihn das Leben von Johannes dem Täufer auch nur im Geringsten kümmert, sondern vielmehr, weil er um seinen eigenen Ruf vor dem Volke fürchtet. Und so schickt er denn widerwillig Boten auf die Bergfestung Machärus und lässt den dort inhaftierten Heiligen köpfen.

Auf diese Weise werden Herodes' Sünden: Feigheit, Trinkgelage, Voyeurismus, Prahlerei und Menschenfurcht, samt der Unkeuschheit seiner Stieftochter und der Bosheit und Mordlust seiner Ehefrau zur Ursache des Todes des "Größten unter den Menschen" (Mt 11:11). Fast, wie um die Groteske zu vollenden, bringt Salome - ein Mädchen! - dann den von Blut überströmten Kopf des Propheten in einer Schale und übergibt ihn ihrer Mutter, die ihn letztlich gefordert hatte.

12 Erst im letzten Satz dieses Berichtes kehrt endlich die Nüchternheit und Traurigkeit der Wahrheit ein, die im Rausch des zügellosen und mörderischen Festes wie vernebelt schien: Ein Heiliger ist tot - und Trauer breitet sich aus unter denen, die ihn liebten: Seine Jünger kommen und begraben seinen Leib und überbringen auch Jesus die schreckliche Botschaft: sein geliebter Cousin ist tot.


Die ungeheuren Ereignisse, von denen uns in diesem kurzen Abschnitt der Heiligen Schrift berichtet wird, sollten uns eines lehren: Wie wichtig es ist, von unseren Sünden umzukehren, so lange noch Zeit dazu ist; und was geschehen kann, wenn wir den Ruf zur Umkehr in den Wind schlagen: Dann werden uns unsere sündigen Neigungen eines Tages selbst zu Fallstrick (Spr 29,6!) und unsere Schuld vor Gott nur um so größer. 

Gott gebe uns Gnade, dass es von uns nicht heißen muss: "Du aber mit deinem verstockten und unbußfertigen Herzen häufst dir selbst Zorn an auf den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes" (Röm 2,5), sondern dass wir uns warnen lassen, zu Gott umkehren, um Gnade bitten und es von uns heißen darf: "Es kam aber Furcht über alle Seelen [...]. Alle aber, die gläubig geworden waren, [...] lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden." (Apg 2:43-47). 

Letztlich bleibt vor Gott nur der bestehen, der die Tatsache(!) seiner Sündhaftigkeit anerkennt und sich in seiner Not in Demut an Gott wendet, wie der Zöllner im Gleichnis: "Der [...] aber stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus [...]. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden." (Lk 18:13-14).

Montag, 1. Oktober 2012

Gemeinschaft mit Gott (Ps 27:1-14)


Text

1 Von David. Der HERR ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der HERR ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen? 2 Wenn die Übeltäter an mich wollen, um mich zu verschlingen, meine Widersacher und Feinde, sollen sie selber straucheln und fallen. 3 Wenn sich auch ein Heer wider mich lagert, so fürchtet sich dennoch mein Herz nicht; wenn sich Krieg wider mich erhebt, so verlasse ich mich auf ihn. 4 Eines bitte ich vom HERRN, das hätte ich gerne: daß ich im Hause des HERRN bleiben könne mein Leben lang, zu schauen die schönen Gottesdienste des HERRN und seinen Tempel zu betrachten. 5 Denn er deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, er birgt mich im Schutz seines Zeltes und erhöht mich auf einen Felsen. 6 Und nun erhebt sich mein Haupt über meine Feinde, die um mich her sind; darum will ich Lob opfern in seinem Zelt, ich will singen und Lob sagen dem HERRN. 7 HERR, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und erhöre mich! 8 Mein Herz hält dir vor dein Wort: »Ihr sollt mein Antlitz suchen.« Darum suche ich auch, HERR, dein Antlitz. 9 Verbirg dein Antlitz nicht vor mir, verstoße nicht im Zorn deinen Knecht! Denn du bist meine Hilfe; verlaß mich nicht und tu die Hand nicht von mir ab, Gott, mein Heil! 10 Denn mein Vater und meine Mutter verlassen mich, aber der HERR nimmt mich auf. 11 HERR, weise mir deinen Weg und leite mich auf ebener Bahn um meiner Feinde willen. 12 Gib mich nicht preis dem Willen meiner Feinde! Denn es stehen falsche Zeugen wider mich auf und tun mir Unrecht ohne Scheu. 13 Ich glaube aber doch, daß ich sehen werde die Güte des HERRN im Lande der Lebendigen. 14 Harre des HERRN! Sei getrost und unverzagt und harre des HERRN!


Kommentar

Zusammenfassung

In diesem Psalmlied betet David in einer militärischen Krisensituation, in der es für ihn um Leben und Tod geht (Vers 2), zu Gott, seinem Heiland (Vers 1): Seine Feinde führen Krieg gegen ihn (Vers 3), haben ihn mit ihren Armeen umzingelt (Vers 6a) und bereits mit der Belagerung begonnen (Vers 3).

In dieser Situation flieht David gerne (Vers 4) im Gebet zu Gott, wo er Geborgenheit und Stärkung findet (Vers 5 und 6a): er betet Gott an (Vers 6b) und bittet Ihn um Seine Gegenwart und Führung, Seinen Beistand und Schutz (Verse 7-12). Im Gebet vor Gott gewinnt er genug Hoffnung, Trost und Stärke (Vers 13 und 14) um auf die Vorsehung Gottes und sein Eingreifen zu warten (Vers 14).


Struktur

Davids Lied ist grob in drei Teile unterteilt:

i) In den Versen 1-3 und 5-6 richtet David sich, fast wie im Selbstgespräch versunken, an seine Zuhörer und berichtet ihnen von Gottes Herrlichkeit und seiner daraus gewonnenen Herzenshaltung seinen Feinden gegenüber.

ii) In den Versen 4 und 7-12 wendet er sich mit seinen Bitten an Gott.

iii) In den abschließenden Versen 13-14 bezeugt er sein Vertrauen in die Güte Gottes und ermahnt seine Seele zur Bereitschaft, geduldig auf Gottes Eingreifen zu warten.


Inhalt

1 Trotz der sichtbaren und dringlichen Gefahr bleibt Davids Blick, anders als der Blick des Apostels Petrus (vgl. Mt 14:30) fest auf Gott und dessen unsichtbare Welt gerichtet. Wie Elia weiß David, dass die unsichbare Realität Gottes von viel entscheidenderer Bedeutung für den Ausgang seiner Sache ist, als die sichtbare Realität vor seinen Augen (vgl. 2Kö 6:16).

Gott, der ewig Seiende, der das Licht der Welt ist (Joh 8:12), erhellt seine Seele. ER, der unwandelbar Treue, der Heiland des Volkes Israel und der ganzen Welt (2Mo 20:2, Jes 43:3, Jes 43:11, Joh 4:42, 1Jo 4:14) ist auch Davids Heil.

David hat also zu Gott eine ganz persönliche Beziehung; er kann sagen: mein Licht und mein Heil. Der Allmächtige selbst (Hi 42:2), ER ist die Quelle, aus der David seine Kraft schöpft. Das ist der einzige Grund, warum David keine Angst hat: weil er weiß, dass dieser ewige, allmächtige, rettende Gott und Heiland für ihn ist, auf seiner Seite ist - wer könnte ihm da noch etwas antun (Rö 8:31)?

2 Angesichts der Übermacht Gottes an Davids Seite gilt vielmehr: seine Gegenspieler und Feinde, diese Verbrecher die ihn, Kannibalen gleich, am liebsten in Stücke reißen und völlig verschlingen würden, werden sie stolpern und hinfallen, weil Gott selbst, wie vor ihm schon für Gideon (Ri 7:22), auch für David streiten wird; Er hat es versprochen (vgl. 2Mo 14:14 und Sach 4:6).

3 Weil David das weiß und weil er Seinen Blick fest auf Seinen treuen Herrn gerichtet hält, hat er noch nicht einmal dann Angst, wenn bereits Krieg herrscht und ihm ganze Armeen gegenüber stehen. Vielmehr verlässt er sich ganz und gar auf Gott und Seine allmächtige Rettung und nicht auf seinen Verstand (Spr 3:5ff).

4 So hat denn auch Davids Herzenswunsch nichts mit Macht, Ruhm oder Reichtum zu tun, sondern er wünscht sich, sein Leben ungestört und in der Gegenwart Gottes verbringen zu dürfen: im Tempel Gottes, dessen Schönheit (siehe 2Mo 35:4ff) eine Augenweide ist und von dem er später dichten wird: "Denn ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend" (Ps 84,11).

5 Im Tempel Gottes (vgl. 1Kor 3:16f), wenn das Herz still wird in der Betrachtung Gottes in Seinem Wort, weiß sich auch David von Gott versteckt und geborgen, hier wird er von Gott auf einen festen Felsen gestellt, das ist auf Christus (1Kor 10:4) den Eckstein, und mit ihm auf seine göttlichen Gerechtigkeit, mit der Er jeden gerecht macht, der an Ihn glaubt (Rö 3:26, Rö 4:5). Dieser Christus ist Davids und unser fester Grund im Himmel (Jes 28:16, Ps 89:3) und Seine Gerechtigkeit ist die, nach der wir streben sollen (Mt 6:33).

6 So von Gott gerecht gemacht, geborgen und der bleibenden Treue und Gegenwart seines allmächtigen Retters versichert, erhebt David ermutigt und gestärkt sein Haupt über seine Feinde und wünscht sich, inmitten des Krieges und der Belagerung!, ein Loblied zu singen: Ein Loblied zum Dank an den Ewigen, der ihn rettet, birgt und schützt.

7-8 In dieser Gemütsverfassung wendet David sich nun an Gott und bittet um die Gnade der Gebetserhörung, wohl wissend, dass ihm Gott trotz Seiner Güte nicht das Geringste schuldig ist (Rö 11:35). Vielmehr ist es David, der Gottes Befehlen Gehorsam schuldet und so beginnt er sein Gebet in Demut, indem er sich in seinen Wunsch (mit seinen Bitten vor das Antlitz des Allmächtigen zu treten), auf Dessen Wort beruft, welches ihm eben dies befiehlt. David, selbst ein König, weiß, wie er sich in Gegenwart des Höchsten zu verhalten hat und gibt in Seiner vorbildlichen Demut Gott allein die Ehre; und selbst das Wollen und Vollbringen solcher Demut ist gewiss durch Gottes Geist in Davids Herz gewirkt (Phil 2,13).

9 David weiß, er ist "als Sünder geboren, und [...] in Sünden empfangen" (Ps 51,7). Dank dieser heilsamen Erkenntnis ist er Gott gehorsam und fürchtet Ihn (5Mo 6:13) und bittet daher um das gar nicht Selbstverständliche: dass Gott ihn in Seinem gerechten und heiligen Zorn
nicht verstoße oder verlasse und vor allem Sein leuchtendes Antlitz nicht vor ihm verberge (vgl. 4Mo 6,25). Er versteht sich trotz seines Königtums zu Recht als Gottes Diener, dessen Wohlergehen völlig in der allmächtigen Hand seines Gottes liegt.

10 Und neben all dieser Erkenntnis seiner Sündhaftigkeit auf der einen und der absoluten Heiligkeit seines Schöpfers auf der anderen Seite, leuchtet in Davids Gebet und Psalmlied an jeder Stelle Gottes Güte auf: selbst da, wo seine Eltern ihn verlassen, steht Sein Erlöser in Seiner Liebe treu zu ihm und nimmt ihn bei sich auf.

11-12 Jetzt erst, nachdem Er im Geiste Gott begegnet ist, sich vor Seiner Ehre und Heiligkeit in Demut gebeugt hat, sich seine Verpflichtung zum Gehorsam, seine Bedürftigkeit und seine Sündhaftigkeit samt Gottes Heiligkeit, Gnade und Güte ins Bewusstsein gerufen hat (vgl. das Vaterunser, Mt 6:9ff!), trägt David seine Bitte vor:

Wie später gegen Christus, so stehen auch gegen David falsche Zeugen auf und tun ihm mit ihren Meineiden ohne Gewissensbisse Unrecht. Und so bittet David, dass Gott ihn in dieser schrecklichen Lage beraten und ihm angesichts seiner Widersacher den richtigen Weg aus dieser Prüfung weisen und ihn vor deren hinterlistigen Plänen und abgekarteten Spielen beschützen möge (vgl. auch hier das Vaterunser, Mt 6:13ff!).

13-14 David schließt sein Gebet und Psalmlied - ungeachtet der ihn belagernden Armeen - im Glauben an die Güte Gottes und der daraus erwachsenden Hoffnung, auch dieses Gefecht zu überleben. Und so ruft er, durch die im Gebet erfahrene Gottesbegegnung im Glauben gestärkt und getröstet, seiner und auch unserer Seele zu, ohne Angst und voller Hoffnung auf Gottes verheißene Hilfe zu warten, die gewiss nicht ausbleiben wird: "Harre des HERRN! Sei getrost und unverzagt und harre des HERRN!" (2Mo 14:14, Hab 2:3)

Die Verwerfung Jesu in Nazareth (Mt 13:53-58)

Text

53 Und es begab sich, als Jesus diese Gleichnisse vollendet hatte, daß er davonging 54 und kam in seine Vaterstadt und lehrte sie in ihrer Synagoge, so daß sie sich entsetzten und fragten: Woher hat dieser solche Weisheit und solche Taten? 55 Ist er nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria, und seine Brüder Jakobus und Josef und Simon und Judas? 56 Und seine Schwestern, sind sie nicht alle bei uns? Woher kommt ihm denn das alles? 57 Und sie ärgerten sich an ihm. Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland und in seinem Hause. 58 Und er tat dort nicht viele Zeichen wegen ihres Unglaubens.


Kommentar

53-54a Matthäus leitet den nächsten Abschnitt seines Berichtes über das Leben Jesu ein mit den Worten 'και εγενετο' [kai egeneto]: "und es geschah", um anzuzeigen, dass auch im Folgenden nicht von Fabeln die Rede ist, sondern von einem Vorkommnis, welches sich historisch ereignet hat:

Nachdem Jesus die Himmelreichsgleichnisse vollendet hatte, zog er von seinem Wohnort in Kapernaum (Mt 4:13) und der Gegend von Chorazin und Betsaida im Norden des Sees Genezareth, in denen er gewirkt hatte (Mt 11:21) weiter in Richtung Südwesten, nach Nazareth, die Stadt, in der sich Josef nach seiner Rückkehr aus Ägypten auf Gottes Anweisung hin niedergelassen hatte (Mt 2:23). Auch dort lehrt und wirkt Er weiter in deren Synagoge und sät so das gute Wort Gottes über das ganze Land.

54b Seine Lehre sind jedoch nicht Menschenweisheiten, sondern wie in allem, was Er tat, so wurde auch hier deutlich, dass Er mit göttlicher Vollmacht lehrte, so dass die Menschen erschraken, weil sie spürten, dass hier Gott selbst zu ihren Gewissen sprach - und nicht ein Mensch zu ihrem Intellekt (vgl. Mt 7:28).

54c-57a Doch statt vor der eigenen Tür zu kehren und Buße zu tun, taten Sie, was schon Adam und Eva im Garten Eden taten. Sie versuchten, in diesem Fall sich selber, von ihrer Schuld und Sünde abzulenken (vgl. Gen 3:12). Und in dem verzweifelten Versuch, das eigene Gewissen zum Schweigen zu bringen, gaben sie sich wider besseres Empfinden die Mühe, mit Fragen nach seinen Angehörigen, ihre Aufmerksamkeit auf die Menschlichkeit Jesu und seine irdische Herkunft zu lenken. Denn wenn Er nur ein Mensch war, war es dann nicht lediglich eine Meinung, die Er äußerte? Und so fragten sie sich: "Wo hat er denn das her?" und: "Wieso kann er das?", denn: Jesus ging ihnen auf den Wecker. Weil Er keine Meinung predigte und nicht Menschenweisheit, sondern die absolute, unumstößliche und göttliche Wahrheit, der sie sich alle zu beugen hatten. Und deshalb lehnten sie Ihn ab. An ihrer Reaktion zeigt sich klar, was schon Joh 3:19-20 steht: "Das ist aber das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse. Wer Böses tut, der haßt das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden."

57b Und diese Tatsache ist universal. Denn die Menschen von heute sind die gleichen Sünder, wie damals. Und so geht es denn jedem so, der Gottes Wort mit Vollmacht predigt: trifft er auf Sünder aus seiner Heimat oder aus seiner Familie, so werden auch sie, wenn sie sich ihrem von Gottes Wort getroffenen Gewissen nicht beugen und umkehren, sich vom Wort Gottes ablenken und ihre Aufmerksamkeit der Herkunft des Boten widmen, anstatt der Herkunft der Botschaft. Und das mit nur einem Ziel: damit sie den Prediger des Wortes Gottes und damit das Wort Gottes selbst für nichts achten können.

58 Dieser willentliche Unglaube ist es, der Jesus dazu bewegt, seinen Segen zurück zu halten und nicht, wie manche glauben, Seine Unfähigkeit zu handeln, weil Er in Seiner Wundermacht vom Glauben der Menschen abhängig sei. Dass Gott nicht von unserem Glauben abhängig ist, zeigt schon Sein Handeln im AT trotz des Unglaubens des Volkes (vgl. Hes 12:22, Hes 37:11ff). Kurz: Es ist der Anfang des göttlichen Gerichts, dass Er dort keine Zeichen tut.

Diese Tatsache sollte uns anspornen, der Stimme Gottes in unserem Gewissen zu gehorchen, anstatt sinnlose Ausflüchte zu suchen, die letztlich Gottes Zorn nach sich ziehen.