Text
1 "Ein Psalmlied der
Söhne Korach." 2 Groß ist der HERR und hoch zu rühmen in der Stadt
unsres Gottes, auf seinem heiligen Berge. 3 Schön ragt empor der Berg
Zion, daran sich freut die ganze Welt, der Gottesberg fern im Norden,
die Stadt des großen Königs. 4 Gott ist in ihren Palästen, er ist
bekannt als Schutz. 5 Denn siehe, Könige waren versammelt und
miteinander herangezogen. 6 Sie haben sich verwundert, als sie solches
sahen; sie haben sich entsetzt und sind davongestürzt. 7 Zittern hat sie
da erfasst, Angst wie eine Gebärende. 8 Du zerbrichst die großen
Schiffe durch den Sturm vom Osten. 9 Wie wir es gehört haben, so sehen
wir es an der Stadt des HERRN Zebaoth, an der Stadt unsres Gottes: Gott
erhält sie ewiglich. "SELA". 10 Gott, wir gedenken deiner Güte in deinem
Tempel. 11 Gott, wie dein Name, so ist auch dein Ruhm bis an der Welt
Enden. Deine Rechte ist voll Gerechtigkeit. 12 Dessen freue sich der
Berg Zion, und die Töchter Juda seien fröhlich, weil du recht richtest.
13 Ziehet um Zion herum und umschreitet es, zählt seine Türme; 14 habt
gut Acht auf seine Mauern, / durchwandert seine Paläste, dass ihr den
Nachkommen davon erzählt: 15 Wahrlich, das ist Gott, unser Gott für
immer und ewig. Er ist's, der uns führet.
Kommentar
Zusammenfassung
Der dritte und letzte Lobpsalm der Dreierkette der Psalmen 46-48 preist
die Stadt Gottes, welche von Gott selbst bewohnt und daher herrlich und
schön ist und die allein durch Ihn bewahrt und erhalten wird. Er, der
Ewige, verleiht ihr durch Seine Präsenz seine Herrlichkeit und macht sie
so zum Sinnbild Seiner Majestät.
Struktur
1 Auch dieser Psalm wurde von den Korahleviten verfasst.
2-4 Vor allem darum ist Jerusalem für alle Welt bewundernswert, weil
Gott, der HERR, ihr ruhmreicher Großkönig, sie mit Seiner Anwesenheit
ehrt und auch schützt.
5-9 Die unerwartete Gegenwart Gottes -
auch damals erkennbar, wie in der Überlieferung - überraschte seine
Belagerer mit Schrecken; sie wurden zerbrochen, wie Schiffe im Sturm.
10-12 Diese schützende Güte Gottes und Seine Gerechtigkeit, sie sind
der Ruhm Gottes, der, angefangen in Jerusalem, hinaus reicht bis an die
Enden der Welt und dessen seine Kinder in Seinem Tempel gedenken.
13-15 Das Psalmende ruft zur aktiven Achtsamkeit: diesen guten, ewigen
und uns leitenden Gott im Angesicht Jerusalems zu entdecken und der
Nachwelt davon zu erzählen.
Inhalt
1 Auch dieser
Lobgesang, der dritte und letzte der Dreierkette der Psalmen 46-48,
wurde von den Korahleviten verfasst. Psalm 46 pries die Errettung des
Volkes und der Stadt Gottes durch Sein wunderbares Eingreifen. Psalm 47
pries die Herrlichkeit Seiner Gnadenherrschaft über letztlich alle
Völker. Und Psalm 48, endlich, preist den Ruhm des Königs der Könige im
Angesicht der Schönheit der von Ihm bewohnten und bewahrten Stadt.
2-4 Es ist nicht die Stadt an sich, die allein um ihrer selbst hoch zu
loben wäre und so legen die Psalmisten den Fokus, gleich zu Beginn
dieses Psalms, auf den Ewigen selbst, der sie bewohnt. Er ist es, Er
allein, der wirklich wahre Größe besitzt - Größe des Herzens und nicht
nur der Macht - der deshalb allein und wahrhaft würdig ist, "Ehre und
Preis und Lob" Seines Volkes entgegen zu nehmen (Offb 5,12).
Darum also ist die Stadt Jerusalem zu loben: nicht allein wegen ihrer
Architektur oder ihrer Ästhetik, sondern weil es *Gottes* Stadt ist.
Nicht allein David und Salomon regierten hier. Die Paläste der Stadt
sind insbesondere *Gottes* Wohnsitz, ja die ganze Stadt ist *Sein*
Eigentum. *Er* ist der wahre Großkönig, der hier residiert und die Stadt
beschützt. *Er*, der König der Könige; in Jerusalem, der besungenen
Stadt.
Auf dem Berg Gottes, dem Zion ist sie gegründet, der
herrlichen und erhebenden Schönheit, die im Norden Judas empor ragt; im
Norden, der in damaliger Vorstellung mit größter Höhe verbunden wurde.
So entzückt sind die Psalmisten, dass sie ihre Freude - vielleicht auch,
wie in der prophetischen Schau der vollendeten Heidenmission in Psalm
47 - als eine die ganze Welt begeisternde sehen.
5-9 Es ist
unklar, von welcher Belagerung in diesem Psalm die Rede ist, doch ist
es, wie auch in Psalm 46, nicht ausgeschlossen, dass hier die Belagerung
im Jahre 701 v. Chr. durch die Assyrer angedeutet ist. Sanherib, der
König von Assur und seine Großen waren gegen Jerusalem gezogen und
hatten es eingekesselt. Es schien ihnen eine Stadt zu sein, zwar gut
befestigt, jedoch nicht uneinnehmbar.
Doch war sie, wider ihr
Erwarten, nicht allein von Menschen bewohnt. Angesichts des Eingreifens
Gottes - des Herren der Stadt, ihres Schutzes - fielen in einer Nacht
185.000 Mann. Dieses Schrecknis veränderte den Blick der Heiden auf die
Stadt Gottes: Verwunderung ergiff sie und Entsetzen, Angst und Zittern -
und sie flohen in überstürtzter Hast und Eile davon (siehe 2Chr
32:9-23, 2Kö 18-19; Jes 36-37). Wie die großen Tarsisschiffe, damals
Symbole und Inbilder von Handel, Reichtum und Macht, durch einen Orkan
zerbrechen und sinken konnten, so zerbrach der Sturm des Zornes Gottes
die Macht der Feinde Jerusalems.
So, wie diese Begebenheit den
folgenden Generationen durch die Lesungen aus den Büchern der Geschichte
hörbar überliefert wurde, so wurde sie ihnen auch im Anblick von
Jerusalem bestätigt: sie ist die Stadt des Ewigen, die Stadt Gottes, des
Königs des Volkes Israel und sie wird allein durch Ihn bewahrt in alle
Ewigkeit.
10-12 Dieser erfahrenen und sichtbaren Hilfe seines
Gottes erinnert sich das Volk während der Gottesdienste im Tempel: Groß
und herrlich, wie Sein Name, so sind auch Sein Ruhm und Seine Ehre ohne
Grenzen und reichen bis an die Enden der Welt. Das in Seiner Hilfe
sichtbar werdende Wesen Gottes ist es, Sein Recht und Seine
Gerechtigkeit mit denen er herrscht, sind die Grundlage für die Freude
der Stadt Gottes auf dem Berge, die Stadt des Volkes Gottes und alle
Städte in Juda, die gleichsam dessen Töchter heißen.
13-15
Diesen Blick wollen die Psalmisten uns schärfen, den Blick für den Ruhm
und die Ehre Gottes, die in Seinem Heilshandeln und Seiner gerechten
Herrschaft über die Menschen deutlich werden; den Blick für den Ruhm und
die Ehre, die durch die Schönheit der Mauern und Türme Jerusalems
hindurch, angesichts der von Gott bewohnten und bewahrten Stadt,
sichtbar werden. Jeder Gang durch die Stadt und jeder Blick auf die
Anzahl seiner Zinnen, jede Wanderung - mit achtsamem Herzen - durch die
Majestät seiner Paläste soll das Volk daran erinnern. Von dem, was sie
an Jerusalem und seiner Geschichte erkennen, von dem, was sie dadurch
von Gottes Wesen erkennen und lernen, sollen sie auch noch ihren Enkeln
und Urenkeln weiter sagen: Dieser gute und gerechte Gott, dieser Helfer
in der Not, dieser Hüter und Bewahrer der Stadt, dieser Hirte, der uns
ans frische Wasser führt, das ist unser Gott, von heute an und bis in
alle Ewigkeit.
Fragen und Anregungen zur praktischen Anwendung
- Bist Du - ist Dein Leben - vom Feind belagert und bedroht?
- Sind Dir die Gegenwart und der Schutz Gottes, Deines großen Königs, heute bewusst?
- Achte auf Details und Du wirst erkennen: Er ist bei Dir "alle Tage, bis an das Ende der Welt"